Bambus als Baumaterial |
Pflanze : |
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Bambus wächst aus einem Wurzelnetz heraus, den Rhizomen. Die Spitzen der Rhizome biegen sich aus dem Wurzelnetz nach oben und bilden die neuen Halme. Dieses Überlagerung von Wurzelsystemen über mehrer Hektar bietet einen guten Schutz gegen Erosion. Zudem wirkt es als Feuchtigkeitsspeicher und kann als Wurzelklärwerk von Siedlungen und Gehöften benutzt werden. Durch die hohe Wachstumsgeschwindigkeit eignet sich Bambus in Entwicklungsländern zur Wiederaufforstung von Regenwaldgebieten. Auch die Fähigkeit beim wachsen große Mengen an CO2 zu binden sprechen für die ökologischen Vorteile. Jeder Spross der aus der Erde treibt enthält schon sämtliche Nodien (Knoten), Internodien (Kammern) und Diaphragmen (Trennwände) die teleskopartig zusammengestaucht sind. Bambushalme sind in der Regel hohl und haben einen kreisrunden Querschnitt. Mit zunehmender Höhe nimmt der Durchmesser und die Wandstärke ab. Nach dem dritten Lebensjahr verholzen und verkieseln die Halme, erst dann sind die Halme für tragende Teile vollwertig. Die äußerste Schicht des Halmes hat einen starken Kieselsäuregehalt weswegen sie gegen äußere Angriffe sehr widerstandsfähig ist. Die Oberfläche des Bambusrohres ist sehr glatt und fein und braucht deshalb nicht mehr nachbearbeitet zu werden. Die Farbe variiert von gelblich bis braun, schwarz, punktiert, gefleckt, matt und glänzend. |
Die |
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Material | Zugfestigkeit [kN/cm2] |
Holzfasern | 4,9 |
St-37 | 36 |
Bambusfasern | 39 |
Brennverhalten : | ![]() |
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Lagern und Trocknen: |
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Schädlinge, Holzschutz, Lebensdauer : | |
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![]() Räucherofen in Armenia/Quindio 1999 |
Methoden zur Verlängerung der Lebensdauer : |
Wahl der Erntezeit : |
Der Befall von Insekten reduziert sich in der trockenen und kühleren Jahreszeit aufgrund der Inaktivität der Tiere. |
Räuchern: | Wird der Bambus längere Zeit über einem Feuer geräuchert so wird die Rinde für Insekten ungenießbar. Zum Räuchern benutzt man auch den eigenen Harz. |
Erhitzen: |
Erhitzt man das Bambusrohr kurzfristig auf 150°C , so ändert sich die Struktur der äußeren Rohwand gering, wodurch eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Insekten erreicht wird. Nachteil: Die Stangen können beim erhitzen aufplatzen. |
Wässern: | Beim häufig verwendetem Wässern werden die frischen Stangen 4-12 Wochen in stehendem oder fließendem Wasser gelagert. Stärke, Zucker und andere Stoffe werden dabei hinausgeschwemmt. |
Kochen: | 15 - 60 Minuten kochen ist eine weitere Methode um die Insekten Nährstoffe Zucker und Stärke aus dem Bambus zu holen. |
Anstriche: | Kalkschlämme, Kalk und Kuhmist,
Kreosat, Rangoon Öl, Borax ist ein häufig verwendeter Schutz 1 2 3 4 . |
Insektizide: | Ökologisch und gesundheitlich sehr bedenkliche Imprägnierungen gegen Insekten und pflanzliche Schädlinge sind Kerosin, DDT, BHC, PCP, DDT haltiges Dieselöl, Firnis, Naphta, Dieldrin. |
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Will man auch Innenseitig einen Holzschutz anwenden, so müssen entweder die Kammern von außen durchbohrt oder alle Trennwände durchstoßen werden. Schützt man die Bauteile mit den einfachen Verfahren so erreicht man eine Lebensdauer von c.a. 10 Jahren. Viermal mehr als bei unbehandelten Teilen. Hält man Feuchtigkeit von einem Bambusbauwerk durch konstruktiven Feuchtigkeitsschutz fern, so lässt sich die Standdauer nochmal deutlich steigern. |
![]() Anlage um Holzschutz mit hohem Druck in den Bambus zu pressen. |
Werkzeuge und Bearbeitung: |
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Bearbeitungsmethoden: |
Spalten : |
Durch die axiale Faserausrichtung lässt sich das Bambus- rohr schnell und sauber mit einem Keil spalten. Bei der Rohr- spaltung lassen sich mit einem Messerkranz Leisten zu Hälften, Vierteln oder Achteln spalten. Bei der Rohrwand- spaltung werden aus diesen Leisten radial und tangential weitere Leisten aufgespalten. |
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Brechen : | Wird der Bambus gebrochen so fasert die Bruchstelle auf und ist kaum noch als Baumaterial zu verwenden | |
Schneiden : | Haumesser und Schneidemesser | |
Sägen : | Wegen der Härte sind Metallsägen am Besten geeignet. | |
Schnitzen : | Ornamente und Muster lassen sich mit Messern Einritzen oder Schnitzen. | |
Bohren : | Stein- und Metallbohrer. | |
Brennbohren : | Beim Brennbohren wird mit einer glühenden Aufreibspitze ein sehr genaues und glattes Loch erzeugt. | |
Schleifen : | Schleifpapier. Selten gebraucht da die Oberfläche nur bei nachträglicher Bemalung aufgerauht wird. | |
Polieren : | Mit heißem Pflanzenwachs erhält man eine glänzende Oberfläche | |
Beizen : | Salpetersäure = braun, Eisenvitriol = schwarz, Kupfervitriol = grün, Anflammen = fleckiges Braun | |
Kalt-Biegen : |
Bambus lässt sich durch seine hohe Elastizität gut Biegen. Bei größeren Durchmessern und Wandstärken muss das Bambusrohr direkt nach dem Ernten vorgebogen trocknen. Zwängt man den Bambusspross beim wachsen durch eine Kastenförmige Schalung, so erhält man eine quadratische Deformierung des Querschnittes. Konvex gewachsene Bambusrohre werden nach dem Ernten aussortieren und direkt für entsprechend gebogene Bauteile verwendet. |
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Warm-Biegen : |
Erhitzt man ein Bambuswerkstück mit einem Brenner oder über einer Feuerglut auf 150 °C , so ist es plastisch verformbar. Kühlt das Werkstück ab, behält es seine neue Form. |
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Bambusrinde: | |
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Vor- und Nachteile von Bambus gegenüber normalem Bauholz | |
Vorteil | Nachteil |
Schnelles Wachstum, leichte Verfügbarkeit | Behandlung mit Schutzmitteln weniger gut |
Leichte Handhabung des Baumaterials beim Fällen, Transport, Lagerung, Eigengewicht, Form, Oberfläche | Werkzeugverschleiß viel schneller als bei Holz |
Leichtes und sauberes Ablängen und Spalten | Nicht einsetzbar für massive Schwerkonstruktionen (Rammpfähle, Spundwände) |
Benutzung von einfachen Werkzeugen möglich | Bambus wird häufig als "gewöhnliches" Bauholz stigmatisiert. |
Einfaches Fügen zu flächigen und räumlichen Gefügen (Fachwerk, Flechtwand) | |
Keine Arbeits-, Zeit- oder Kostenintensive Verarbeitungsschritte notwendig | |
Wenig Abfälle bei der Verarbeitung | |
Blätter können als Viehfutter oder Dacheindeckung benutzt werden, | |
Geringe Materialkosten, hohe Leistungsfähigkeit ( Ökonom. Leichtbau) | |
Entflamm- und Brennbarkeit geringer als bei Bauholz | |
Erdbeebensicheres Bauen durch hohe Elastizität und geringes Eigengewicht. | |
Möglichkeit zu schnellen Wiederaufforstungs- und Erosionsschutzmaßnahmen, Hohe Bindungsfähigkeit von CO2 während des Wachstums. |
Literaturliste |
IL31 - Bambus - Klaus Dunkelberg |
Bambus in Haus und Garten - Wolfgang Eberts |
Grow your own House - Vitra Design Museum |
Bilder aus Nepal - Diane Summers, Eric Valli |