Seine Tests auf Biegung führte Janssen mit einer
großen Presse bzw. durch fest montierte Biegemaschinen durch. Es handelte
sich bei allen diesen Versuchen um dreijährige Bambusholme, gespannt
über 7m Länge für Kurzzeittests und 4,5 m für Dauerbelastungstests.
Die Lasteinwirkungen wurden durch die im Indischen Standart vorgegebene Weise
in den Träger eingeführt.
Es handelt sich hierbei um ein zwei-Punkte bzw. vier Punkte Meßverfahren
(im Gegensatz dazu gibt es noch das drei-Punkte Verfahren, welches Janssen
aber auf Grund der technischen Meßmöglichkeiten nicht anwenden
konnte).
Seine Ergebnisse für Langzeit und Kurzzeittest sahen folgendermaßen
aus:
Kurzzeittest | Durchschnitt/Abweichung | Anzahl der Tests |
Endgültige Belastbarkeit | 84 N/mm² / 26 N/mm² | 9 |
E-Moduli | 20500 / 3400 | 9 |
Langzeittest | Durchschnitt | Deformation (Langzeit/Bruch) |
Endgültige Belastbarkeit | 41 N/mm² | 1,25 mm / 2,4 mm |
Abweichung | 10 N/mm² | 0,4 mm / 0,57 mm |
Scherkräfte sind der Schwachpunkt von Bambus aufgrund
seiner biologischen und physikalischen Konstruktion. Bereits 1922 wurde durch
Meyer und Ekelund gezeigt, daß im Vergleich zu Holz Bambus zwar genauso
gut Biegung und Druck, aber keine Scherbeanspruchung aufnehmen kann.
Alle Aspekt von Scherbeanspruchungen, z.B. bei Verbindungen, sind jedoch noch
nie zusammenfassend beantwortet worden, so J.J.A. Janssen. Hier eine kleine
Tabelle von Literaturwerten, die er herausgefunden hat; ganz links Janssens
Testmethode:
Bolzen/Stäbe
Verbindungen
Dieses sind die verschiedenen Verbindungstypen, die in Janssens Bindern Anwendung
finden. Aus jeder Gruppe an Verbindungen entschied er sich jeweils für
einen Typ (erkennbar, wenn auf die Gruppe geklickt wird - das grau hinterlegte
Bild ist der gewählte Typ). Eine kleine Erläuterung findet sich
unter den Bildern.
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Träger
Julius Joseph Antonius Janssen, Proefschrift "Bamboo
In Building Structures", technische Wetenschappen aan de technische Hogeschool
Eindhoven, Mai 1981
Weshalb Bambus
J.J.A. Janssen über die Entstehung dieser Doktorarbeit:
"The reason for the start of my research was a request mady by the volunteers in developing countries. They asked technical advice on how to build bamboo trusses for schools and warehouses."
Da er diese Anfrage nicht genügend genau beantworten
konnte, begann er, nach Literatur zu suchen. In den Archiven der holländischen
Ost-Asiatischen Armee wurde er fündig. Das gefundene Material war vor
allem aus den Jahren 1890 bis 1900 und er befand, das diese Informationen
noch immer den Entwicklungshelfern beim Bau verschiedener kleinerer Objekte
helfen konnte. Aus diesem Grund veröffentlichte Janssen unter seinem
Namen eine Wiederauflage (einige hunder Kopien wurden verteilt oder verkauft).
Auf diesem Wege wuchs sein Interesse am Baustoff Bambus, so daß er ein
Forschungsprojekt entwickelte mit dem Verlangen so viel wie möglich über
Träger und Binder für Hallen und Brückenkonstruktionen aus
Bambus herauszufinden. Seine Zielsetzung lag dabei primär darauf, das
Material möglichst soweit auszureizen, wie es, seiner Meinung nach bei
Holz bereits der Fall ist. Gesucht: (Fachwerk-)Träger nach einem genormten
Schema, universal einsetzbar, günstig und reproduzierbar.
"What is needed is not more reasearch into techniques, but bright ideas about how to get these techniques out of the laboratory and into actual building programmes" - laut Janssen ein häufiger Spruch wenn es um Forschungsarbeiten an Baustoffen geht. Doch das gesamte Wissen über Bambus, nicht mehr als ein paar Aktenordner, können, seiner Meinung nach, kaum zu diesen Baustoffen gehören, denn würde man alle Forschungsarbeiten über Holz zusammensammeln, dann würde man damit gut eine Halle füllen können. Im weiteren zählt er wichtige Aspekte auf, die elementare Gründe für ihn waren, diese Doktorarbeit zu schreiben:
- Umweltaspekt: Bambus kann einzeln nach Alter gefällt werden; jüngere Holme können stehen bleiben. Auf diesem Weg bleibt das Microklima erhalten und auch die Wirtschaft hat einen jährlichen Rhytmus (Holz-Bäume werden dagegen alle 20 bis 40 Jahre gefällt und lassen ganze Flächen brach liegen).
Material | Produktionsenergie | Belastungsfähigkeit | Verhältnis Energie/Belastung |
Beton | 1920 MJ/m³ | 8 N/mm² | 240 |
Stahl | 234000 MJ/m³ | 160 N/mm² | 1500 |
Holz | 600 MJ/m³ | 7,5 N/mm² | 80 |
Bambus | 300 MJ/m³ | 10 N/mm² (Schätzung) | 30 |
- Kulturelle Ursprünge: Ziel von J.J.A. Janssen ist es ebenfalls, den Baustoff Bambus wieder "salonfähig" zu machen, da selbst in Heimatregionen von Bambus (und das gleiche gilt für tradionelle Baustoffe wie Lehm und Stroh z.B. in Afrika) dieser kein Ansehen, selbst bei der ärmeren Bevölkerungsschicht, hat.
- Mechanische Eigenschaften: Ein kurzer Vergleich (von links oben nach rechts unten: Spannungen, Effizienz, Normalkräfte, Biegungen)
- Besondere Eigenschaften: Wie z.B. unter Erdbebeneinfluß. Unter Vernachlässigung von der möglichen Brandgefahr bei Erdbeben ergibt sich folgender Ablauf beim Materialversagen: Stahl - Beton - Holz & Bambus, wobei das Holz und der Bambus am längsten einem Erdbeben standhalten können. Daraus ergibt sich auch ein Ansatz für einen späteren Einsatz von Bambusbauten in erdbebengefähdeten Regionen für den Wohnungsbau (eventuell Verbund?)
Dieses Kapitel beschäftigt sich
im generellen mit mathematischen Methoden die für den Architekten in
ihrer Herleitung nicht entwurfsrelevant sind, somit hier verkürzt Janssens
Ergebnisse (alles jeweils Bezogen auf eine einzelne Bambusfaser):
Hier wird in seiner Doktorarbeit ein vereinfachendes mathematische Verfahren
aufgezeigt, mit dem die Zugfestigkeit von Bambus annähernd errechnet
werden kann (gleichfalls gilt dieses Verfahren auch für Holz). Ebenso
errechnet er ein Verfahren um Belastungen sowie Verformungen zu bestimmen.
Bei der Ermittlung dieser Verfahren greift er allerdings auf eine größere
Menge an Einflußfaktoren zurück (Feuchtegehalt, Größe,
Alter, ...), so daß auch sein Ergebnis leider nicht für eine überschlägliche
Dimensionierung im Sinne eines Tabellenwerkes herangezogen werden kann.
Ein weiteres Ergebnis von ihm ist, daß die Anzahl der horizontalen gegenüber
vertikal verlaufenden Röhren relevant ist (für Zug und Druckverhalten
ist dies auch direkt einsichtig), aber die Anzahl der Zellschichten für
die Festigkeit und die Beanspruchbarkeit keine Rolle spielen (nicht unbedingt
ersichtlich, z.B. Holz im Vergleich zu Brettschichtholz).
Einleitung
Das folgende Dokument soll die wichtigsten Aspekte
aus der Doktorarbeit von J.J.A. Janssen aufführen, in spezieller Hinsicht
auf das architektonische Verständnis für den Baustoff, die Bemessung
und die Verwendung.
Einzelne Aspekte der Doktorarbeit sind vernachlässigt bzw. verkürzt
worden, da sie bereits durch andere Referate unseres Seminars hinreichend
abgedeckt worden sind (insbesondere Baumaterial Bambus, Mechanische Eigenschaften,
sowie Verbindungen); auf das mikrobiologische Kapitel 2 wurde vollständig
verzichtet.
Um die Möglichkeiten bei der Verwendung von Bambus
herauszufinden mußte J.J.A. Janssen die mechanischen Eigenschaften des
Bambus' untersuchen. Wichtig war ihm in diesem Zusammenhang die statistische
Analyse sowie das Verhältnis zwischen biologischen Strukturen und dem
Tragverhalten. Ein Problem bereitete Janssen bei der Durchführung seiner
Untersuchungen die Tatsache, daß es keine genormten Verfahren für
Bambus gibt (zumindest keinen einheitlichen - der einzige relativ feststehende
Standart war der Indische Standart von 1973). In einem späteren Kapitel
gibt er Empfehlungen zu einem - noch zu
definierenden - Standart. Sein Augenmerk lag in den folgenden Absätzen
vor allem auf Konstruktionen und Verbindungen sowie
den daraus resultierenden Kräften, da er ja einen speziellen Träger
als Universal-Bauteil errechnen wollte.
Einflußfaktoren für seine Testreihen und Vorrausetzungen sind:
- Sorte und Alter des Bambus: dreijähriger Bambusa
blumeana aus den Philippinen
- Grün oder Gelagert: jeweils gelagert bis zum einem Feuchtigkeitsequilibrium
mit der Luft, z.B. 70%, nur speziell getesteter Grüner Bambus
ist frisch geschnitten (Feuchtigkeitsgehlt von 60-100%)
- Feuchtigkeitsgehalt: Die meisten Test wurden in drei Teile gegliedert: 30%,
50% und 70% rel. Feuchtigkeitsgehalt
- Form und Größe
- Knoten (Node) oder Zwischenstücke (Internode), Kennzeichnung bei den
Versuchen nur wenn es sich um ein Stück mit Knoten handelt.
- Position am Holm: Oben, Mitte, Unten
- Geschwindigkeit der Belastungen nach DIN oder Indischer Norm
- Lang und Kurzzeitbelastungen
- Masse pro Volumen kann leider nicht als Parameter gewählt werden, somit ist eine größere Feldstreuung bei den Versuchen zu erwarten (Statistik)
In der Maschine links auf dem Bild führte Janssen
seine Druckbelastungen von Bambusteilen durch. Er belastete sowohl Stücke
mit Knoten, als auch welche ohne. Die genau Tabelle seiner Ergebnisse befindet
sich auf der rechten Leiste (Durch Mausklick wird dieses Fenster vergrößert).
Zum Vergleich ältere Literaturwerte:
Meyer und Ekelund: 44 N/mm²
Espinosa: 57 N/mm²
McClure: 35 N/mm²
Glenn: 51 N/mm²
Limaye: 44-74 N/mm²
Atrops: 40-43 N/mm²
Sekhar: 46-85 N/mm²
Anmerkung: Es wurden nicht die gleichen Bambusarten getestet - Streuung durch
Merkmale der einzelnen Art möglich, auch wenn Janssen dies fast ganz
ausschließt (geringe physikalische und biologische Unterschiede zwischen
den Pflanzen). Außerdem ist z.T. nicht exakt überliefert worden,
wie getestet wurde und unter welchen Zuständen des Bambus (Feuchtigkeitsgehalt,
Dauer der Einwirkung, Geschwindigkeit, Alter und Größe des Sproß,
...).
J.J.A. Janssens Ergebnisse lagen - vor einer Analyse der Variationsmöglichkeiten
(siehe oben) - alle im Bereich von 60 bis 110 N/mm² mit nur einem statistischem
Ausreißer nach 176 N/mm². Unter Einbeziehung der möglichen
Abweichungen und Verschiebungen kam er auf 50-79 N/mm² entsprechend etwa
0,094 x G [kg/m³].