Einführung |
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1 Bambushain
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Der Bambus ist in Größe, Leichtigkeit und Festigkeit ein extremes Produkt
der Natur. Aufbau und Eigenschaften entsprechen denen eines hochmodernen
High-Tech-Werkstoffes: er ist stabil, aber dank seiner Hohlräume extrem
leicht und elastisch, wird durch die Trennwände versteift und hat
physikalische Eigenschaften, die denen anderer Materialien wie Holz, Beton
oder Stahl teilweise weit überlegen sind. Während Holz einen harten Kern
hat und nach außen immer weicher wird, ist Bambus außen hart und innen weich
- ein viel stabilerer Aufbau.
Zum besseren Verständnis seiner mechanischen Eigenschaften, wird zunächst auf die Pflanze selber eingegangen. |
Bambusae |
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2 Verschiedene Phyllostachys-Bambusarten
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Weltweit gibt es etwa 500 verschiedene Bambusfamilien (Bambusae) mit teilweise hunderten von Unterarten, davon 2500 im tropischen Südamerika. In Kolumbien allein werden in Kunst, Handwerk und Baukonstruktion etwa 25 verschiedene Riesenbambusse verarbeitet. |
3 Bambussprösslinge
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4 Längsschnitt durch einen Bambusstab und Wurzel
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Der durch von Humboldt und Kunt bezeichnete "guadua angustifolia" wächst bis 1800 m NN in zwei Unterarten namens guadua macana und guadua castilla meist in kleinen Wäldchen entlang der Bäche, aber auch auf Wiesen oder Hanglagen. Er erreicht eine Höhe von etwa 20-25 m und Durchmesser bis 18 cm. Dabei wächst jeder Stengel aus einem Netzartigen Wurzelsystem heraus, erreicht in einem Jahr seine volle Höhe und verholzt in seinen 6-8 Jahren bis zum Verstopfen der Leitgefässe. Bambus kann auch als ein verholzendes Riesengras bezeichnet werden (Graminae) - ernten durch Auslese der reifen Stengel führt also nicht zum Tod der Pflanze. |
Botanik |
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Einordnung in die botanische Systematik
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Holzgewächse sind Pflanzen mit verholzten, jährlich sich verlängernden
und verdickenden Stengeln (Palmen und Bambusse sind ohne Dickenwachstum).
Holzgewächse gehören zu den Phanerogamen, das sind Pflanzen, die
Blüten und Samen hervorbringen. Hier unterscheiden wir Gymnospermen
und Angiospermen. Letztere gliedern sich in Monokotyledonen und
Dikotyledonen. Die Monokotyledonen bilden kein Holz im gewöhnlichen Sinne;
ihre Leitbündelstränge (Gefäßbündel) sind nicht ringlinear wie bei den
Dikotyledonen > 5, 6 angeordnet, sondern unregelmäßig auf den Querschnitt
verteilt > 7. Ein permanentes Dickenwachstum erfolgt nicht.
Den Monokotyledonen gehört die Familie der Gramineen (Gräser) an, mit der Unterfamilie der Bambusse. Die Gramineen sind eine der größten und wichtigsten Pflanzenfamilien; fast 4000 Arten sind über der ganzen Erde verteilt. Im Meer existiert keine einzige (das Seegras gehört zu den Najadeen = Laichkräutern). Zu den Gramineen zählen auch der Reis, der Mais, das Zuckerrohr und die Bambusgewächse. Unter dem Begriff 'Bambus' verstehen wir alle baum- oder strauchartigen Gräser mit ausdauerndem, verholztem oder verzweigtem Stamm. Der lignifizierende Zellenaufbau des Bambusgewebes und seine technischen Eigenschaften sind dem eigentlichen Holzgewebe sehr ähnlich > 11, 12. Bambus wird daher ebenfalls 'Holz' genannt. |
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Botanische Klassifiezierung von Bambus Reich: Plantae Unterabteilung (Einteilung): Magnoliophyta Klassifizierung: Liliopsida Unterklassifiezierung: Commelinidae Ordnung: Cyperales Familie: Gramineae (Poaceae) Unterfamilie: Bambusoideae Klasse: Bambuseae Unterklasse: bambusinae Bambusnamen und Synonyme |
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Anatomische Strukturen - Holzquerschnitte im Vergleich Die Abbildungen zeigen jeweils einen Jahresring im Schnitt bzw. beim Bambus den ganzen Querschnitt |
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5 Nadelholz
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6 Laubholz
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7 Bambus
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Fasern |
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8 Bambus-Rohrwandquerschnitt, Randzone
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Der Rohrwandquerschnitt durch ein Bambusinternodium > 8 zeigt eine
dekorative Musterung. Die dunklen Punkte sind die Fasern der Gefäßbündel
(Leitbündel), die hellen Flächen die Fasern des Grundgewebes. Von innen
nach außen ist eine kontinuierliche Häufung der Leitbündel zu sehen.
Die reißfesteren Faserstränge der Leitbündel liegen dort am dichtesten,
wo die statische Beanspruchung am größten sind, in der Randzone > 9 ähnlich
der Stahlbewehrung beim Stahlbetonbau. Die moderne Werkstofftechnik spricht bei armierten Materialien von Faserverbundwerkstoffen. Hochfeste Fasern werden in eine füllende Grundmasse (Matrix) gebettet. Ein Zweig der Betonforschung geht ebenfalls in Richtung Beton mit Faserbewehrung. Die Spezialglasfaser Cemfil liefert schon vorgefertigte Betonteile mit beachtlichen Festigkeitswerten. Im Pflanzenbereich hat die Evolution zu effektiven Leichtbaukonstruktionen geführt: Dünnwandige Querschnittsformen mit aussteifenden Elementen, so daß das Gesamtträgheitsmoment in der Biegerichtung möglichst groß wird > 10. Das Bambusrohr ist ein Musterbeispiel für pflanzliche Leichtbauweise. In der äußersten verkieselten Randschicht laufen axialparallel hochelastische Fasern (L= 0,6-3,96 mm; B= 0,007-0,036 mm) mit einer Zugfestigkeit bis zu 40 kN/cm2. Zum Vergleich: Holzfasern ca. 5 kN/cm2, St 37 Baustahl 37 kN/cm 2 und Glasfäden bis zu 700 kN/cm2. Die unbegrenzte Längsspaltbarkeit der Bambusrohrwand in den Internodien ist durch die streng parallel gerichteten Fasern bedingt; in den Nodien aber durchkreuzen sie sich nach allen Richtungen. Diese Verstärkungsknoten mit stark verkieselten Diaphragmen erhöhen die Spaltfestigkeit und die Knickfestigkeit des Rohres. Das Bambusgewebe hat keinen radialen Faserverlauf wie die Markstrahlen der Dikotyledonen und auch kein Kambium, weswegen ein Dickenwachstum oberhalb des Erdbodens unterbleibt. Der ganze Halmquerschnitt wird ein einziger 'Jahresring' > 8, 9. Aus der Mechanik wissen wir, daß bei gleichem Materialanteil ein zylindriches Rohr, verglichem mit einem vollem Rundstab, die vierfache Biegesteifigkeit hat. Die primitiven Pflanzen sind deshalb ausgestorben. Sie besaßen entlang der Achse nur einen verstärkenden Gewebestrang als Armierung. |
9 Bambus-Rohrwandquerschnitt
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10 Querschnittsformen von Pfeiffengras und Holunder
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Zellen und Leitbündel |
11 Gefäßbündel Laubholz
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Zellen
So 'erfand' die Natur nach und nach den Hohlkörper. Alle folgenden Neuerungen bestanden nicht aus neuen Bauelementen, sondern nur aus verbesserten und raffinierten Anordnungen dieser Elemente: den Zellen - die kleinste Einheit aller Organismen. Ein Halm oder Stamm hat nicht nur einen statischen Zweck, sondern er funktioniert auch noch als kompliziertes Organ. Er transportiert Wasser und Nährstoffe aus der Wurzel in die entferntesten Blattspitzen, und von dort aus wieder organische Verbindungen zur Wurzel. Das Achsenmaterial darf also nicht ausschließlich grobes Baumaterial mit optimaler Zug-, Druck- und Biegefestigkeit sein. Die Pflanzenzellenwände bestehen aus hochkomplizierten Gebilden, aus Systemen von Molekülsorten. Dabei hat die Zellulose den wichtigsten Anteil. Durch Kombination mit anderen Molekülen (Lignin) lassen sich die Zellenwände differenziert aussteifen. Die Zellulose und Teil der Hemizellulose dienen als Gerüstsubstanz, das Lignin als Binde- und Füllmittel. So bestimmt der Zelluloseanteil die Knick- und Zugfestigkeit, der Ligningehalt die Druckfestigkeit eines Gewebes. Diese elastische Stabilität als leistungsfähiges Konstruktionsprinzip im Mikrobereich findet bei den Bauten der Eingeborenen mit Bambus als Baustoff und Werkstoff sein Pendant. Alle Bauteile werden analog, gegeneinander beweglich, miteinander verbunden. Leitbündel Die Zellenbündel nennen wir Fasern. Die Fasernstränge eines Leitgewebes (Transportgewebe) sind im Leitbündel (Gefäßbündel) vereint > 11, 12. Gestalt, Richtung, Anzahl und Verteilung der Leitbündel charakterisieren die anatomische Struktur des Bambusgewebes. Sie können auch zur mikroskopischen Bestimmung von Bambusarten und '-abarten' dienen. Die Artbestimmung nach den Reproduktiven Strukturen oder physiologisch vegetativen Merkmalen vorzunehmen ist oft nicht erfolgreich. Eindeutiger sind die signifikanten anatomischen Unterschiede der Leitbündel. Kratzsch teilt den Bambus-Rohrwandquerschnitt in vier Zonen ein > 13. Die Form der Leitbündel = Gefäßbündel variiert stark von der Rohrwandaußenseite zur Rohrwandinnenseite hin. In der Zone I und II sind zwei ungleich große 'Bastsicheln' (gepunktet) um zwei Tüpfel- und ein Ringgefäß angeordnet > 12, 13 r.o. Von der Zone III bis IV formt sich die Bastsichel um den Siebteil, die Tüpfelgefäße und das Ringgefäß langsam herum, die innere Bastsichel rückt ab und verringert ihren Umfang, so daß ein vollständiges Gefäßbündelvon Bambus vulgaris letztlich fünf Bastfaserteile besitzt > 13 r.u. Sämtliche Bambusarten zeigen ähnliche Formvariationen der Gefäßbündel. Ihre Struktur, Dichte und Verteilung haben einen direkten Einfluß auf Materialeigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten des ganzen Rohres oder eines Ausschnittes von Zone I bis IV. Umgekehrt lassen sich die Bambusteile eines Werkstückes durch ihre physiogonomische Charakteristika mikroskopisch diagnostizieren, die betreffende Bambusart bestimmen und in die Querschnittszone, der sie entstammen, wieder einordnen. Die Spaltstreifen aus Zone I bis II sind hart, steif, feinfaserig bis glatt; die Streifen aus Zone III bis IV sind weich, geschmeidig, rauh bis grobfaserig und abspanend. Darüber hinaus sind noch weitere Komponenten für die Materialunterschiede ausschlaggebend, ob der Bau- oder Werkstoff von ganz jungen, einjährigen, mehrjährigen, dünnwandigen, dickwandigen Rohren > 14, aus der Halmbasis, -mitte oder -spitze stammt. Es ergeben sich somit für die jeweiligen Materialabschnitte und -ausschnitte unterschiedliche Verwendungszwecke. |
12 Gefäßbündel Bambus
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13 Bambus Rohrwandquerschnitt
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14 Bambusrohr Querschnitte
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Einführung |
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15 guadua angustifolia
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Wir wissen von Massivholz, dass seine mechanischen Eigenschaften durch
Klima- und Bodenverhältnisse, Standort, Alter, Schlagzeit, Feuchtigkeitsgrad
etc. beeinflusst werden. Ferner treten größere Unterschiede über die Stammlänge
oder den Querschnitt verteilt auf, und außerdem, ob die Kräfte parallel oder
senkrecht zur Faser gerichtet sind. Fast noch größer ist die Streuung der Festigkeitswerte bei Bambus als Hohlzylinder mit sehr unterschiedlicher Materialdichte innerhalb der Rohrwand und den Senkrecht dazu stehenden Knotenscheiben. Ein genaues Bild der Werte können nur Angaben von Bambusstäben (Rohrwandstreifen) und Bambusrohren vermitteln. |
Standardisierung |
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16 Vierkantbambus
17 Herstellungsprinzip |
Da jeder Bambusstab unterschiedlich ist und sich
kaum wie ein Holzbauelement zuschneiden läßt, läßt er sich nicht standardisieren.
Eine Ausnahme bildet einzig der vierkantige Bambus, der entsteht, indem man über
den Bambus-Sprößling eine vierkantige Schalung legt, in die der Stab hineinwächst
> 16, 17. Der Vierkantbambus hat den Vorteil, daß bei Verbindungen größere
Kontaktflächen entstehen. In China wurde im 18. Jahrhundert auch von einem
Bambus mit dreieckigem Querschnitt berichtet. Auch Baunormen für Bambus fehlen
bislang noch, was die Verwendung in Ländern mit strengen Bauvorschriften
erschwert. Jedoch gibt es einen ersten Entwurf der ISO zum Testen von Bambus: Determination of physical and mechanical properties of bamboo Die mechanischen Eigenschaften von Bambus hängen von der botanischen Spezies, dem Alter des Stabes bei der Ernte, dem Feuchtigkeitsgehalt und natürlich von Durchmesser und Wandstärke ab. |
Festigkeitseigenschaften |
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18 Druckfestigkeit von Bambusrohren und -stäben
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Druckfestigkeit von Bambus Rohrabschnitte mit Nodien haben gegenüber Abschnitten ohne Nodien nur ca. 8% höhere Festigkeitswerte bei Druck parallel zur Faser. Bei Druck senkrecht zur Faser bringen Nodien eine Festigkeitssteigerung bis zu 45% gegenüber nodienlosen Rohrabschnitten. |
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Zugfestigkeit von Bambus Die Bambusaußenhaut ist wesentlich zugfester als die Innenhaut, und schlanke Rohre sind dickeren Rohren in Relation zur Querschnittsfläche überlegen. Mit diesen Ergebnissen wird auch die größere Biegefestigkeit von dünnen Rohren gegenüber dicken erklärt; bei dicken Rohren ist der Flächenmäßige Anteil der zugfesteren Außenhautfasern am Gesamtquerschnitt geringer. Bambusmaterial aus dem oberen Halmdrittel besitzt eine um ca. 12% geringere Zugfestigkeit als Material aus der Halmbasis. Nodienstellen wirken sich bei Zugbeanspruchung festigkeitsmindernd aus > 21, 22, 23. |
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Elastizität von Bambus Schlanke Bambusrohre oder Stäbe davon aus der Rohrwand haben dicken Materialien gegenüber höhere Festigkeitswerte in Relation zur Querschnittsfläche. Die Häufung der hochfesten Faserstränge in der Wandaußenzone wirken bei der Elastizität ebenso festigend wie bei Zug-, Scher- und Biegebeanspruchungen. Wie bei Massivholz reduziert sich auch der Elastizitätsmodul von Bambus mit wachsender Beanspruchung (5-10%). Für Berechnungen von Konstruktionen kann ein E-Modul von 2.000 kN/cm² eingesetzt werden > 21, 22, 23. |
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Biegefestigkeit von Bambus Atrops untersuchte für Baustoffe übliche Bambusmaterialien: Rohrdurchmesser 70-100 mm, Wanddicken 6-12 mm bei Stützweiten von 3,60 m. Die elastischen Durchbiegungen waren min=1/25,9; max=1/16,1; Mittel 1:20,1 der Stützweite. Dort, wo in der Konstruktion eine Durchbiegung unvermeidbar und störend ist, könnten die frisch geschlagenen Bambusrohre erst einer Vorbiegung (Überhöhung) unterzogen werden, die sich später unter der Nutzlast wieder ausgleicht > 24. |
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Scherfestigkeit von Bambusrohr Vor allem für die Gestaltung der Bambusrohrverbindungen ist die Berücksichtigung des Scherwiderstandes wichtig. Die Angaben unter ‚Stab' betreffen Probekörper als Rohrwandstreifen zweischnittig, unter ‚Rohr' betreffen ganze Rohrabschnitte vierschnittig. Der Einfluß des Scherflächenabstandes ist unbedeutend, aber die Scherfestigkeit nimmt bei wachsender Scherflächenlänge ab. Bei 10 mm Wandstärke ist die Scherfestigkeit etwa 11% geringer als bei 6 mm Wandstärke; bedingt durch die Verteilung der hochfesten Faseranteile pro Querschnittsfläche, vgl. Druck, Zug, Biegung. Die Tabellenwerte stammen von Internodienmaterial. Die Werte für Nodienmaterial liegen um ca. 50% höher > 25. |
Testergebnisse |
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26 Bambus im Test |
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Doktorarbeit von Jules Janssen Download Promotion im PDF-Format, Englisch, 238 Seiten 4,21MB - ZIP-File |
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In seiner Doktorarbeit vom 19. Mai 1981 beschrieb Jules Janssen die enorme Effizienz des Materials Bambus. Aufschluß über die Nachhaltigkeit von Bambus gibt ein Vergleich der Energiebilanzen verschiedener Baustoffe (also die Energie, die benötigt wird, um eine Einheit eines Baustoffs einer bestimmten Belastbarkeit zu produzieren): | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
27 Energy, needed for production, compared with stress when in use
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The figures in table 27 are not exact, they give only an order of magnitude.
From last column, however, it can be seen that steel and concrete make a heavy
demand on a large part of the energy ressources of the 'missile' Earth, contrary
to wood and bamboo. In fact this table should be enlarged with the lifetime of the materials concerned. |
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Anhand des folgendem Beispiel vergleicht er die Materialeffizienz unterschiedlicher Baustoffe anschaulich: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
28 The bridge has been calculated on 0,75 kN plus dead weight
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29 Efficiency of materials in the bridge of 28
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Bamboo and wood are also efficient in bending, because only 5 or 6 kg are required compared with 13 or even 32 kg for steel or concrete. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Verhalten von Bambus unter außergewöhnlich hohen Beanspruchungen wie sie bei Erdbeben oder Orkanen festzustellen sind. |
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30 Gaussian curves of stresses
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The behaviour of bamboo in an earthquake or a cyclone, which in fact is a dynamic overloading.
It's behaviour in overloading can be seen in Fig.30, where Gaussian curves are plotted for
stresses in concrete, steel and wood plus bamboo, in such a way that the 'stress in use' is
the same value in each plot. In case of an earthquake or cyclone, the stress increases, and
from this figure it can be seen that steel will fail before concrete does. Fig.30 is
statical only; in fact it should be enlarged with the dynamic aspects, i.e. the surface under
the stress-strain-diagram. When all the steel has failed, and 80 percent of the concrete, only 10 percent of the wood and bamboo has failed, and the remaining 90% is still present. However, sometimes earthquakes and cyclones are followed by fire, due to stoves falling on the floor, and this destroys wood and bamboo as well. An advantage of bamboo, not taken into account in the previous text, is the absorption of energy in the joints. In the static loading on the trusses it will be found that 85% of the deformation is due to the joints and only 15% to the elastic of the material. |
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31 Baugerüste aus Bambus
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Bambus wird auch für große, offene und exponierte Konstruktionen benutzt - etwa für
Baugerüste (> 31), Wellenbrecher, Leitungssysteme, Brücken oder als Überdachung öffentlicher
Räume. Manche Völker bauen aus Bambus zeremonielle Strukturen, die einen geheiligten
Raum markieren und als Versammlungsort dienen. Spektakulär sind die Baugerüste aus Bambus, wie sie seit jeher in asiatischen Ländern benutzt werden. In boomenden Metropolen wie Hong Kong oder Shanghai wachsen diese Gerüste teilweise bis zu 70 Stockwerke hoch und für Außenarbeiten an oberen Stockwerken improvisiert man scheinbar frei schwebende Gerüste. Nach einem Taifun sieht man in asiatischen Großstädten oft das gleiche Bild: die Stahlgerüste sind zerstört, während die Bambusgerüste, zwar etwas verzogen, stehengeblieben sind. Kein Wunder, denn die Gerüste aus Bambus sind um ein Vielfaches elastischer als vergleichbare Strukturen aus Stahl. |
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Belastbarkeitstest von guadua angustifolia am Technologischen Institut in Costa Rica erarbeitet in Zusammenarbeit mit Prof. Janssen vom Eindhoven Technology Institut, 1989 |
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Belastbarkeitstest von guadua angustifolia an der Universität Valle, Cali mit CIBAM in Palmira, Kolumbien durchgeführt unter der Leitung von Architekt Oskar Hidalgo Lopez, damals auch an der Universidad National Bogota, sowie Ing. Jose Villar y Ing. Patricia Imery. Die Vorgehensweise orientiert sich an der Veröffentlichung von Motoi Otta: 'Studies on the properties of Bamboo Stem'. |
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32 Testergebnisse
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Zusätzliche Bemerkungen |
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Doktorarbeit von Oscar Antonio Arce-Villalobos vom 21.Sep.1993 Download Promotion in PDF-Format, Englisch, 281 Seiten 6,55MB - ZIP-File |
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Rechtwinklige Krafteinleitung Aufgrund der axialen, unidirektionalen Ausrichtung der Fasern ist das Material Bambus nicht besonders für rechtwinklige Krafteinleitungen geeignet. So beträgt im Durchschnitt der Elastizitätsmodus in Querrichtung nur 1/8 des E-Moduls in Richtung der Fasern. Das Material ist also wenig geeignet, um solche Kräfte aufzunehmen, da es sehr schnell aufbricht. Dabei sind die Bambusarten Guadua s.p. und Bambusa Blumeana am ehesten geeignet, quer auftretende Kräfte aufzunehmen. Einen charakteristischen Wert der beiden Spezies zu ermitteln, war jedoch nicht möglich. Ebenfalls unmöglich war es dem Autor, einen Zusammenhang von aufnehmbarer, quereinwirkender Kraft und der Dichte des Materials herauszufinden. Jedoch steht fest, dass der äußere, dichtere Bereich des Bambushalmes eher in der Lage ist, solche Kräfte aufzunehmen, und dass Risse in dichteren Faserbereichen mehr Energie benötigen, um sich fortzusetzen. |
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33 State of stresses of a specimen under frictionless compression
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Parallele Krafteinleitung Im Gegensatz zu den quereingeleiteten Kräften, konnte bei axial eingeleiteten Kräften ein Zusammenhang von Stabilität und Dichte herausgefunden werden. Je dichter die Fasern sind, desto widerstandsfähiger ist das Material. Jedoch weisen die Nodien als schwächstes Glied nur eine Festigkeit von 40% (im Vergleich zu den Internodien) auf. Dafür verleihen die Nodien dem Bambus eine hohe Elastizität, ihr E-Modul ist 40% geringer als das der Internodien. Wird eine Kraft axial eingeleitet, so wird diese vom äußeren Bereich des Bambusquerschnitts aufgenommen. Dieses führt zu ungleichmäßiger Verteilung des Drucks, so dass sich Spannungen aufbauen > 33. Während die äußere Schicht sich tangential ausdehnt, so zieht sich das Innere zusammen. Dieser Druckunterschied kann zu radialen Rissen führen, in Bild 33 oben rechts durch Pfeile angedeutet. Obwohl Arce-Villalobos nicht das Verhalten des gesamten Halms unter senkrechter Krafteinwirkung untersucht hat, so stellt er jedoch heraus, dass wegen Ausbeulung und Knickgefahr das verbaute Material so kurz wie möglich gehalten werden soll. Das Material der Spezies Bambusa Blumeana weist eine Druckfestigkeit von 27,0 kN/cm² auf, jedoch ist mit diesem Wert keine Berechnung des gesamten Halmes möglich, da die Nodien (Druckfestigkeit 7,9 kN/cm²) und die Form des Halmes den Wert beträchtlich herabsetzen. Es wird geschätzt, dass durch die genannten Beeinflussungen die durchschnittlichen Werte um bis zu 80% vermindert werden können. Einen positiven Effekt haben die Nodien dennoch, sie vermindern die Ausbeulung des Materials dadurch, dass sich die Fasern, ähnlich einer mehrfachgekrümmten Fläche, zur Halmmitte hin biegen, und somit dem System eine gewisse Stabilität verleihen. Versuche, die herausstellen sollten, wie sich das Material unter Kompression verhält, gestalteten sich äußerst schwierig. Reibung und Steifigkeit der Versuchseinrichtungen führten oft zu falschen Ergebnissen. Arce-Villalobos achtete dabei sehr darauf, die Versuche unter möglichst realen Bedingungen durchzuführen, was aber nahezu unmöglich war. Weitere Forschungsarbeiten sind hier notwendig um das Material exakter bestimmen zu können. Besonders die ungleichmäßige Form, die Nodien und die hohe Artenvielfalt seien Schwachpunkte, die das Material noch "unberechenbar" machen. |
ZERI-Pavillion zur EXPO 2000, Simón Vélez |
Die wesentlichen tragenden Materialien für den Pavillion sind Bambus (guadua angustifolia),
Holz (aliso), Baustahl, Betonstahl und Beton. Die Baustoffe Stahl und Beton sind geregelte
Baustoffe. Für die übrigen Materialien fehlen gesicherte Kenntnisse. An der FMPA Stuttgart wurden deshalb Versuche zur Ermittlung folgender Kennwerte durchgeführt: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
35 Zugversuch |
36 Biegeversuch
An der FMPA Stuttgart wurden ganze Bambusrohre geprüft und im Mittel mechanische Kennwerte ermittelt > 37. Die Bambusrohre zeigen bei Druckbeanspruchung ein gutmütiges Tragverhalten. Es erfolgt kein schlagartiges Ausknicken oder Ausbeulen der Wandung. Bei den Biegeprüfungen waren Schubbrüche die häufigste Versagensart. Diese wurden begünstigt durch extreme Trocknungsrisse parallel zur Stabachse. Im Bereich hoher Schubbeanspruchung wurden daher die Internodien der Bambusstäbe mit Beton ausgegossen. Im Falle eines Schubversagens verbleibt im ungünstigsten Fall immer eine Resttragfähigkeit von zwei Querschnittshälften. Bei fehlenden Schwindrissen wurden Biegetragfähigkeiten von ca. 9,5 kN/cm² erreicht. 37 Ermittelte mechanische Kennwerte Guadua und "Vergleichswerte" (Rechenwerte zur Bemessung!)
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Bruchverhalten |
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38 Rissebildung wird in Faserrichtung abgelenkt, Biegebruch
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Das Bruchverhalten des herkömmlichen Bauholzes unterscheidet sich vom Bruchverhalten
des Bambus. Hier erfolgt beim Reißen einzelner Fasern kein spontaner Bruch durch das
ganze Material (Rohr). Die auftretenden Risse werden sofort in Faserrichtung abgelenkt
und beeinträchtigen damit weniger die Festigkeitsgefährdete Stelle > 38. Der Energiezufluß
ist durch Zerstreuung verzögert. Die entstehenden Längsrisse werden an ihrer Ausbreitung
über die gesamte Rohrlänge durch die Verstärkungsknoten (Nodien, Diaphragmen) gehindert.
Besonders die Druck-, Scher- und Spaltfestigkeit wird durch das Knotenmaterial erhöht.
Derartige Symptome werden als Steigerungsfaktoren der Bruchzähigkeit bezeichnet. In der Forschung bei
modernen Verbundwerkstoffen versucht man auch weniger die Rissebildung zu unterbinden, als
vielmehr einer Risseausbreitung durch geeigneten Materialaufbau entgegenzuwirken. Nach
Cooper wird die Brucharbeit vom Verhältnis der Faserfestigkeit zur zur Matrixfestigkeit
sowie der Bindefestigkeit zwischen Fasern und Matrix maßgebend beeinflußt. Dabei muß eine
Verbesserung der Bruchzähigkeit meistens mit einer Verminderung der Festigkeit quer zu den
Fasern erkauft werden (Totalspaltung, unbegrenzte Längsspaltbarkeit von Internodien). Schlagbruchverhalten von Bambusrohr Die zum Durchschlagen eines Bambusrohres verbrauchte Arbeit A:f (mkp/cm²) bleibt nahezu gleich, ob der Schlag den Knoten oder den Schaft trifft. Die Brucherscheinung selbst ist jedoch ganz verschieden. Beim Schlag auf den Knoten zerspringt das Rohr in axiale Streifen; Bruch infolge Überwindung der Festigkeit in Faserquerrichtung > 39. Beim Schlag auf das Internodium erfolgt das eigentliche Abbrechen; Bruch infolge Überwindung der Zugfestigkeit der Faserlängsrichtung > 40. Die Werte der Bruchschlagarbeit (D=30 mm; d=4 mm) liegen bei 2,65 mkp/cm². Da es sich hier um einen Rohrkörper handelt, wird damit mehr die Gestaltfestigkeit benannt und kann deshalb mit dem Wert von Fichte (0,5 mkp/cm²) nicht direkt verglichen werden. |
39 Schlagabruch in Nodienbereich
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40 Schlagabruch in Internodienbereich
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Zusammenfassung |
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41 Fabrikhalle in Pensilvania (Kolumbien) im Bau, Simón Vélez, 1993
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Bambusmaterial ist mit seinen mechanisch-technischen
Eigenschaften unserem Bauholz weit Überlegen; aber nur eine sachgerechte,
handwerklich saubere Bearbeitung und Anwendung lässt diese Vorteile zur Wirkung
kommen. Noch in den achtziger Jahren verglich der Niederländer Jules Janssen den Erkenntnisstand über die mechanischen und technischen Eigenschaften von Bambus mit der Situation des Holzbaus vor ca. 100 Jahren, als eine handwerkliche, auf Tradierung basierende Verwendung von Holz zu stabilen, jedoch oft überkomplizierten und verschwenderischen Bauten führte. Der Schritt von einem Low-Tech-Material zu einem innovationsträchtigen Baustoff, den Holz bereits vollzogen hat, stehe Bambus noch bevor. Eine Vertiefung der Forschung führt dazu, den Materialbedarf zu senken und gleichzeitig Standards für eine sinnvolle Verwendung dieses neuen Materials zu entwickeln. Die in der nebenstehenden Tabelle aufgelisteten Werte sind durchschnittliche Materialkennwerte von Bambus 'guadua angustifolia'. Aus Sicherheitsgründen sollte man annehemen, dass die zulässigen Grenzspannungen zur statischen Berechnung von Tragwerken 50 % unter den Materialkennwerte liegen > 42!
Und abschließend noch zwei Tabellen zum Vergleich verschiedener Holzarten (> 43, 44). |
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43 Verschiedene Holzarten im Vergleich
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44 Mechanisch-technologische Eigenschaften von Bambus im Vergleich zu anderen Holzarten in kN/cm²
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